Roman
herausgegeben von Petra Sela gemeinsam mit Martin G. Petrowsky
1. Auflage: Edition Doppelpunkt, Hartband, 362 Seiten, 2001
2. Auflage: ebenfalls Edition Doppelpunkt, Taschenbuchausgabe, 362 Seiten, 2008
Rezension von IRIS STROHNER in: Brigitte, Österreich info, 9/2002:
Der Name Erika Mitterer ist selbst in literarisch gebildeten Zirkeln wenig bekannt. Ein Missstand, dem die sorgfältige Neuauflage des umfangreichen lyrischen Werks der 1906 in Wien geborenen Autorin ein Ende setzt. Die ganze Tragik des 20. Jahrhunderts, Sehnsucht und Existenzangst, Liebe und Verzicht, reflektiert die Zeitzeugin in feinsinnigen Gedichten, zahlreichen Romanen und dramatischen Stücken. Früher Höhepunkt ihres poetischen Talents: der Briefwechsel in Gedichten mit Rainer Maria Rilke von 1924 – 1926.
Mit viel Spürsinn für Recht und Unrecht hat sich die gelernte Sozialarbeiterin ideologischer Vereinnahmung vehement widersetzt, nur auf ihre eigene sensible Stimme gehört. Beispielhaft ist dafür ihr 1977 veröffentlichter und jetzt wieder aufgelegter Roman „Alle unsere Spiele“ [erschienen in der Edition Doppelpunkt, Hg. von Martin G. Petrowsky und Petra Sela], ein tiefschürfender psychologischer Versuch fundamentaler Vergangenheitsbewältigung anhand unterschiedlichster Einzelschicksale. Eine späte, wohlverdiente Würdigung einer vergessenen Autorin, die im Oktober 2001 einem kurzen schweren Leiden erlegen ist.